Wie wirkt Therapie?

Wie wirkt Therapie?

Was macht unsere Seele krank?

Kurz gesag: Äußere und innere Konflikte.

Das Krankheitsverständnis der analytischen und tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie geht davon aus, dass ungelöste bewusste oder unbewusste Konflikte psychische, somatoforme und / oder psychosomatische Symptome hervorrufen oder zu interpersonellen, äußeren Konflikten führen.

Ebenso wirken sich äußere Ereignisse und Belastungen auf innere Konflikte aus und können Symptome auslösen oder aufrechterhalten (z.B die Geburt eines Geschwisterchens, Trennungen, Schulwechsel, Umzug, neuer Partner eines Elternteils, Tod von Oma oder Opa, traumatische oder Gewalterfahrungen).


Um mit schmerzhaften und schwer zu integrierenden Konflikten und Gefühlen umzugehen, bedient sich das Ich Abwehrmechanismen. Wir verdrängen z.B. Unangenehmes (z.B. Aufgaben im Haushalt, aber auch Erfahrungen mit dem Tod), wir vergessen konflikthafte Termine, wir verleugnen. 

Aber Vergessenes und Verdrängtes wirkt unbewusst in uns weiter. Es kann zu unerwünschtem, unkontrollierbarem Verhalten, zwischenmenschlichen Beziehungsstörungen sowie vielfältigen psychischen Leiden führen.

Insofern stellen die Symptome einen missglückten Lösungsversuch dar. Sie bilden sich, wenn andere Kompensationsmöglichkeiten oder Abwehrmechanismen zur Bewältigung nicht mehr ausreichen.

Wird der zugrunde liegende psychische Konflikt / Ursache bearbeitet, können sich die Symptome auflösen.


Was passiert in einer Therapie?

Es ist kein Muss, dass du mit mir sprichst. Manchen Patienten fällt es sogar schwer, über ihr Problem zu sprechen. Du kannst auch etwas kreativ gestalten, ein Sandbild stellen, ein Bild malen oder mit mir spielen. Es gibt viele Ausdrucksformen. Ich werde dazu dann etwas sagen, vielleicht male ich aber auch etwas mit oder gestalte etwas zu deinem Gestalteten. Wir kommen auf jeden Fall irgendwie gemeinsam in Kommunikation, über das, was ich von dir wahrnehme. Indem wir gemeinsam verstehen, was in dir unbewusst passiert, kann sich dein Problem lösen.

Wenn dir etwas unangenehm ist, brauchst du keine Angst zu haben und falls du nicht willst, musst nicht weiter darüber sprechen. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass irgendetwas passiert, was du nicht möchtest.


Schweigepflicht

Was wir sprechen steht unter Schweigepflicht.

Solange du mich nicht darum bittest, werde ich niemandem etwas von dem weitersagen, was du mir erzählst.


Neutralität und Abstinenz

Ungelöste Konflikte und unausgesprochene Gefühle können uns krank machen. Daher ist es gut, wenn du in einer Therapie einen sicheren Platz findest, an dem du alles sagen darfst, was dich beschäftigt, stört, aber auch erfreut.

Die Therapeutin wird dich nicht verurteilen. Jedes Gefühl darf gefühlt werden, jeder darf eine eigene Einstellung und eine eigene Meinung haben. Jeder Gedanke darf gedacht werden. Gemeinsam versuchen wir, zu verstehen, wieso genau DEIN Fühlen, Handeln, Denken so ist, wie es ist und warum es genau DIR so geht.

In der Therapie geht es nur um dich. Dazu gehört auch, dass deine Therapeutin keine eigenen Ideen einbringen wird, da dies, wie eben beschrieben, deine eigene Geschichte und dein Denken verhindern würde. Es geht immer um deine Wünsche, diese werde ich mit dir verstehen, aber ich werde sie nicht befriedigen. Dies nennt sich in psychodynamischen Verfahren Abstinenz. (Beispiel: Ein Kind lädt mich zu seiner Geburtstagsfeier ein. Ich kann nicht zu der Feier des Kindes gehen, aber ich werde mit dem Kind verstehen, dass es sich z.B. mütterliche und freundschaftliche Gefühle von mir wünscht)


Unser Verhalten wird vom Unbewussten bestimmt

Unbewusste psychische Prozesse - also dein Unterbewusstsein - beeinflusst dein Denken, Fühlen sowie Handeln.

Immer wieder bahnt sich aber auch bereits Verdrängtes und Abgewehrtes wieder einen Weg ins Bewusstsein (z.B. Freud'scher Versprecher oder Traum). Oft produziert die Psyche ähnliche unangenehme und sogar schmerzhafte Situationen ("warum passiert das immer mir?"), Gedanken oder Träume in der Hoffnung, dass das Verhalten / Symptom dieses mal unnötig wird, da die Situation anders bewältigt wird.


Unbewusste Prozesse sind unserem Bewusstsein nicht so einfach zugänglich.

In einer Therapie lernst du, unbewusste Prozesse immer besser zu identifizieren und dabei lernst du dich selbst gleichzeitig immer besser kennen. Daher bietet eine Therapie eine spannende Lernerfahrung.


Laut Sigmund Freud teilt sich die Psyche in drei Teile: Das Ich, das Es und das Über-Ich.

Im Es herrscht das Triebhafte, es duldet keinen Aufschub und strebt immer nach maximalem Lustgewinn (dies nannte Freud das "Lustprinzip"). Im Es tummelt sich zudem alles Verdrängte und Unerwünschte (also große Teile des Unterbewusstseins).

Im Über-Ich - dem Gegenpol des Es - steckt alles, was wir an Moral, Idealen und Regeln von unseren Eltern und Erziehungspersonen gelernt haben. Es ist so etwas, wie unser Gewissen.

Zwischen Es und Über-Ich treten immer wieder Konflikte auf, z.B. beim Thema Lernen. Das Es könnte z.B. sagen: "Ich hab keinen Bock, das Wetter ist viel zu gut und lernen ist mega öde. Komm, wir gehen ins Freibad." Das Über-Ich würde sich vermutlich eher wie folgt äußern: "Lernen ist gut für dich. Du möchtest ja gute Noten haben und die brauchst du auch, weil du später mal einen guten Beruf haben möchtest."

Das Ich wiederum muss immer wieder zwischen beiden - Es und Über-Ich - vermitteln und kommt dabei in Konflikte.

Nun bist du dran, das ICH steht zwischen Über-Ich und Es. Das Ich kann vermitteln ("Okay, erst lerne ich, dann gehe ich ins Freibad.").

Manchmal ist aber auch eine der beiden Parteien unzufrieden, egal, wie sehr sich das Ich auch bemüht. Dafür hat das Ich Abwehrmechanismen. Es lässt Unerwünschtes dann z.B. verdrängen ("Klassenarbeit? Was, das hat die Lehrerin uns gar nicht gesagt!?").


Übertragung

Eine bedeutsame Rolle im Leben eines jeden Menschen spielt die Beziehungserfahrung mit anderen Menschen (die in der Psychoanalyse Objekte genannt werden). Die Erfahrung mit diesen Objekten wird verinnerlicht. Auf diese Weise haben wir Bilder von unseren Eltern und deren Beziehung zueinander in uns. Die Interaktion mit den äußeren Objekten prägt die Selbst- aber auch die Fremdwahrnehmung. Sie bestimmt unbewusst, wie wir uns in unserer Umwelt verhalten und uns in der Gegenwart mit anderen Menschen fühlen.

Das bedeutet, dass es möglich ist, dass wir uns anderen gegenüber immer wieder so verhalten, wie wir es im Umgang mit anderen Objekten erlernt haben.

Dies wird Übertragung genannt.

Machen wir negative Erfahrungen mit unseren Mitmenschen, bedrohen diese unser Selbstwertgefühl. Machen wir weiter negative Erfahrungen, beeinflussen sie uns dahingehend, auch von Fremden zu erwarten, negativ behandelt zu werden. Bewusst und unbewusst wirken diese Beziehungserfahrungen also in uns weiter.

Unbewusste sowie bewusste Konflikte des Patienten werden sich in der Übertragung abbilden.

Dies ist einfach zu erklären: Die Psyche ringt danach, Konflikte zu lösen. Daher wiederholt sie immer wieder dieselben Konflikte aus einer früheren Zeit, mit dem Ziel, sie im Hier und Jetzt endlich zu lösen.


Die Therapeutin in einer psychodynamischen Therapie und Gegenübertragung

Die Therapeutin beobachtet die sich abbildende Szene, sowie die stattfindenen verbalen und nonverbalen Interaktionen und versucht diese als Ganzes zu verstehen. Sie nutzt dafür die sogenannte "gleichschwebende Aufmerksamkeit" (widmet sich allen angesprochenen Themen). Dies wirkt auf manche Menschen fremd, da sich diese Art des Zuhörens stark vom Alltag unterscheidet. Es bedeutet, dass sich die Therapeutin nur auf deine Aussagen konzentriert und sich nicht von eigenen, sondern von deinen Gedanken leiten lässt.


In psychodynamisch orientierten Behandlungsverfahren hat die therapeutische Beziehung eine besondere Bedeutung. Diese ist immer auch von positiven und negativen Übertragungen bestimmt. Die Therapeutin hilft dem Patienten bei der Bewusstmachung unbewusster Gefühle und Konflikte. Sie nimmt deine Konflikte und Gefühle in der Übertragung und Gegenübertragung wahr. In der Gegenübertragung kann die Therapeutin zum Teil verdrängte Gefühle des Patienten erfahren. Gemeinsam verstehen wir Zusammenhänge zwischen dem Symptom und deiner individuellen Situation. Wir verarbeiten Verdrängtes, Schamhaftes und halten gemeinsam Unangenehmes aus. In der therapeutischen Beziehung dürfen auch negative Emotionen wie Wut, Ärger und Scham Platz finden. Wir können diese gemeinsam spüren und aushalten.

So kann sich deine Sichtweise öffnen und du kannst wieder anders auf bestimmte Situationen reagieren und auf andere Menschen wirken.

Schließlich kann sich deine Symptomatik verbessern und im besten Fall verändern.


Deutung

Indem die Therapeutin verdrängte Gefühle bzw. wahrgenommende unbewusste Konflikte in einer Deutung in Sprache bringt, gelangen diese ins Bewusstsein und können dort erkannt und bearbeitet werden.


Widerstand

Auch innerhalb einer Therapie kann es zu unbewussten Prozessen kommen, welche den Fortschritt der Therapie stören. Wenn wir z.B. an einem wichtigen Punkt angekommen sind, dein Unterbewusstsein aber die Bewusstwerdung eines wichtigen Gedankens / Gefühls / Erinnerung verhindern möchte, kann es z.B. sein, dass du deinen Therapietermin vergisst, du keine Lust auf Therapie hast, Bauchweh bekommst oder dir sehr viele Dinge einfallen, über die du lieber sprechen möchtest. Damit möchte dein Unbewusstes die Bewusstwerdung verhindern. Das nennt sich Widerstand und ist ein Abwehrvorgang. Gerade dann ist es aber wichtig, dass wir verstehen, was da mit dir oder zwischen uns passiert.

Wie du nun weißt, können sowohl Es, als auch Über-Ich frustriert sein. Wir wollen gemeinsam versuchen, dass der Widerstand sich auflösen kann. Kann das Unbewusste wieder ins Bewusstsein gebracht werden, kann das ein weiterer Schritt sein, dass es dir wieder besser geht.

Ist das Verdrängte erstmal in dein Bewusstsein gelangt, hat es nicht mehr die Macht, unterbewusst, unkontrolliert, zu wirken. Dann bestimmst du wieder selbst!


Wie kann das Unbewusste gefördert werden?

1. Freie Assoziation

Wenn wir uns mit anderen unterhalten, unterliegt dieses Gespräch zahlreichen Zäsuren des Ichs und Über-Ichs ("das gehört sich nicht", "das kannst du so nicht sagen", "drück dich gewählt aus", "denkt gar nicht erst dran", "das interessiert den andern nicht"). Das Gespräch ist also sehr kontrolliert.

Unsere Kontolle sinkt, wenn wir unter Rauschmitteln stehen, da das Über-Ich und Ich dann nicht mehr so stark kontrollieren können.

Eine bessere Maßnahme ist jedoch die "freie Assoziation". Das heißt, dass du alles ungefiltert erzählst, egal, ob das im ersten Moment einen Sinn ergibt oder nicht. Alles ist in der Therapie wichtig. Indem du alles frei äußerst, können wir sehen, was in dir vor sich geht und können das dann gemeinsam verstehen und später bearbeiten und ordnen.


2. Der Traum

Vielleicht hast du dich auch schon öfter gefragt, warum du sowas träumst?

Nichts eignet sich besser, um dein Unterbewusstes zu verstehen, als der Traum. Das kann sehr spannend sein.

Wenn du Lust hast, kannst du gerne ein Traumtagebuch anlegen und beobachten, wie deine Träume sich verändern. Vielleicht finden wir auch heraus, dass immer wieder ähnliche Themen auftreten?


3. Das Spiel in der Kinder- und Jugendtherapie

Kleine Kinder können ihr Leiden oft noch nicht mit Worten beschreiben. Das Spiel bildet einen Raum zwischen Phantasie und Realität. Es ist beim Kind vergleichbar mit dem Traum beim Erwachsenen: Kinder verarbeiten im Spiel ihre Vorstellungen / Wünsche / Konflikte / Ängste. Aus diesem Grund nutzen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten diesen Zugangsweg, um zu verstehen, was in dem Kind vor sich geht.

Wegen des therapeutischen Verstehens ist das Spielen in der Therapie von anderer Bedeutung, als das Spielen zu Hause.


Prognose einer Skept oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Grundsätzlich ist die Prognose umso günstiger, je früher eine Behandlung einsetzt und je weniger sich Symptome bereits verfestigt haben. Daher beugt eine Behandlung im Kindes- und Jugendalter Schwierigkeiten und psychischen Störungen im Erwachsenenalter vor.